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Diese auf einer seitenrippe des albisgrates ob unterleimbach gelegene burg tritt nur kurze zeit ins licht der geschichte. Ueber ihr erbauer und über ihre zweckbestimmung ist so wenig zu erfahren wie über das herkommen der Manesse, in deren besitz wir sie während des 14. jahrhunderts treffen. Tragen diese ihren namen von der burg oder umgekehrt ? Haben sie diese erbaut oder wann und wie kamen sie in den besitz der feste ? Das alles sind fragen, auf welche die vorhandenen spärlichen urkunden keine antwort geben.
Wir haben das geschlecht der Manesse, das im 13. und 14. jahrhundert in zürich in vorderster linie zu nennen ist, in seinen hauptsächlichsten zweigen bereits behandelt, erfahren aber erst 1303 von seinem besitz an der burg manegg.
1294 hatte Rüdger (II), der ältere, seinem geistlichen sohn Rüdger, chorherr und schulherr der stifte, einen hof zu oberleimbach um 60 mark silber verkauft, den letzterer am 16. januar 1303 unter anderem zur stiftung einer kaplaneipfründe für den gallusaltar verwendete. In einer zusatzurkunde gleichen datums lässt er sich aber ermächtigen, diesen hof zu seinen, seines vaters oder bruders und bruders erben hand zurückzuziehen und durch andere gleichwertige güter zu ersetzen, «weil diese Besitzungen bei der Burg Manegg gelegne sind». Daraus geht hervor, dass die burg damals manessischer besitz war, ansonst der austauschvorbehalt unter hinweis auf die burg nicht verständlich wäre. Letztere galt dann während 100 jahren als stammsitz der linie von manegg, bis sie um 1393 unter dem unglücklichen Ital Maness auf öffentlicher gant an den juden Vislin oder Viflin gelangte. Dessen witwe trat 1400 die feste mit äcker, holz und feld um 35florener dem kloster selnau ab.
Allzu gross mag die zubehör an wiesen, feld und wald nicht mehr gewesen sein, da 1345 schon zwei höfe zu niederleimbach durch Rüdger (II) und Ulrich (I) verkauft worden waren. Seit die burg im besitz des juden und später des klosters selnau war, scheint manegg keine ständigen bewohner mehr gehabt zu haben, es wäre denn jener in Gottfried Kellers «Narr von Manegg» geschilderte «Torechte Butz Falletscher», dessetwegen die burg 1409 verbrannte. Trotz dem brand soll die burg noch im 17. jahrhundert im mauerwerk wohl erhalten gewesen sein; leider ist sie seither aber gänzlich zerfallen und ohne besondere grabungen kaum mehr erkennbar.
Wir folgen in der schilderung der baute deshalb Zeller-Werdmüller: Die burg lag auf dem äussersten vorsprung des seitengrates gegen die falletsche. Bergwärts war sie durch einen tiefen graben, auf den anderen seiten durch die steilen hänge geschützt, doch zeigen sich auch auf der südseite gegen unterleimbach noch spuren eines sichernden grabens. Die burgstelle mistt 35 x 9 meter. Sie war zweifellos von der bergseite her durch eine lange hölzeren brücke zugänglich. Diese führte in einen dem turm vorliegenden, von ihm beherrschten zwinger von 8 x 5 meter. Das südliche an den turm lehnende inner tor führte in den inneren burghof vom 8 meter länge und 9 meter breite. Dieser schied den westlich gelegenen turm vom östlich blickenden palas. Letzterer hatte einen fast quadratischen grundriss von 12,6 x 10,5 meter. Der aus molassequadern erbaute turm von 7,8 x 7.95 metern grundrissfläche und 2,28 meter mauerdicke hatte einen hochgelegenen, nur vom palas aus erreichbaren zugang in der nordecke der ostwand. Die ostmauer des palas soll vor 150 jahren noch etwa 8 meter hoch gewesen sein und mehrere fenster gezeigt haben.
Auf dem platz der durch Gottfried Kellers «Hadlaub» und «Der Narr auf Manegg» wohl unsterblich gewordene ehemaligen burg erstellte die schweizerische vereinigung für heimatschutz zum 100. geburtstag des dichters (19. juli 1919) eine schlichten denkstein. Zur burg gehörte die st. ägidien-kapelle in leimbach, von der bis vor wenigen jahren noch die mauern des sechseckigen chors und ein teil des schiffes vorhanden waren.
Quelle: diverse
Quellenbezug: Paul Kläui-Bibliothek Uster